Der Feldhase, oft liebevoll als "Meister Lampe" in alten Fabeln und Märchen bezeichnet, erlebt in Deutschland eine erfreuliche Renaissance. Die aktuelle Zählung zeigt, dass die Population der Feldhasen im Frühjahr 2023 auf den höchsten Wert seit Beginn des bundesweiten Monitorings im Jahr 2001 angestiegen ist. Aber was steckt hinter diesem positiven Trend? Ist der Klimawandel der unbemerkte Freund des Feldhasen?
Vom Gewinner zum Verlierer
Es ist bemerkenswert, wie sehr sich das Bild des Feldhasen in den letzten 150 Jahren gewandelt hat. Ursprünglich galt er als Gewinner der Kulturlandschaft, der von den kleinbäuerlichen Strukturen und der extensiven Bewirtschaftung von Äckern, Wiesen und Weiden profitierte. Früher boten die traditionelle Brachflächen, die Beweidung durch eine geringe Anzahl an Vieh und kleine Parzellen mit verschiedenen Feldfrüchten den Feldhasen ideale Lebensbedingungen. Hier fanden sie Schutz vor der Witterung und natürlichen Feinden und konnten sich durch eine Vielzahl an Pflanzen ernähren.
Der Klimawandel als neuer Verbündeter?
Der Klimawandel hat jedoch auch seine guten Seiten für den Feldhasen. Als ursprüngliche Steppenbewohner profitieren sie insbesondere von trockenen und warmen Frühjahren. Das trockene Frühjahr 2023 schuf optimale Bedingungen für den Hasen-Nachwuchs, was zu einem Anstieg der Population führte. Jäger des Deutschen Jagdverbandes betonten, dass der Feldhase ein "Gewinner des Klimawandels" sei. Dennoch sind junge Feldhasen empfindlich gegenüber nasskalter Witterung, da sie im Gegensatz zu Kaninchen keine schützende Höhle haben.
Die Herausforderungen bleiben
Trotz des erfreulichen Anstiegs der Feldhasenpopulation darf die positive Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Feldhase in Deutschland weiterhin zu den gefährdeten Arten gehört. Die intensivere Landwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten zum Rückgang wertvoller Lebensraumstrukturen und Nahrungspflanzen geführt. Die Feldhasen finden immer weniger Schutz vor nasskalter Witterung und natürlichen Feinden wie Füchsen, Raben- oder Greifvögeln.
Handlungsbedarf im Artenschutz
Die Rote Liste der Säugetiere führt den Feldhasen mit der Kategorie "Gefährdet". Es ist daher entscheidend, dass Maßnahmen ergriffen werden, um den Lebensraum für den Feldhasen wieder attraktiver zu gestalten. Dazu gehört der Schutz und das Anlegen von Blühstreifen, Brachen, Hecken und kleinen Feldgehölzen. Hundehalter sollten ihre Tiere in Gebieten mit Feldhasen an der Leine führen, um den Jungtieren eine Chance zu geben.
Fazit
Die erfreuliche Zunahme der Feldhasenpopulation in Deutschland ist ein Hoffnungsschimmer in der oft düsteren Bilanz des Artensterbens. Es zeigt sich, dass gezielte Schutzmaßnahmen und ein Bewusstsein für die Bedürfnisse dieser Tiere Früchte tragen können. Der Klimawandel mag dem Feldhasen derzeit in die Karten spielen, doch es bleibt eine gemeinsame Verantwortung, den Lebensraum für diese faszinierenden Tiere langfristig zu sichern.